Die Architektur und die damit verknüpfte Innovation hat in Südtirol einen hohen Stellenwert. Zudem ist es eine Region, die sich in baulicher Hinsicht viel traut. Dies zeigt sich an der einmaligen Whiskeybrennerei über die technisch versierte Kletterhalle bis hin zum einzigartigen Hotelkomplex. Mal mehr, mal weniger unprätentiös fügen sich die Werke in die charakteristische Landschaft Südtirols – im Gebirge oder zwischen Palmen und Zypressen. Mehrfach ausgezeichnet und von lokalen Architektinnen und Architekten geschaffen, ist jedes Bauwerk für sich sehenswert. Entdecken Sie das gegenwärtige Zusammenspiel von Landschaft und Architektur, das es in dieser Form nur einmal gibt.
In der sehr exponierten, landschaftsgeschützten Lage bildet das neue Bergrestaurant zusammen mit den bereits bestehenden Bauten, der Seilbahnbergstation und dem Pizzapavillon, eine windgeschützte Hofsituation. Der Neubau duckt sich allerdings als langgestreckter eingeschossiger Baukörper und wirkt fast wie ein Teil des Geländes. Die Architektur ist konträr zum üblichen Berghüttenstil: ein weit auskragendes Flachdach schützt die darunter umlaufende geschosshohe Glasfassade, die den Bau noch transparenter und leichter erscheinen lässt. Dennoch wurden vertraute Materialien verwendet: Holzterrassen und Holzmobiliar, dazu Natursteinmauerwerk für den Küchen- und Nebenraumbereich. Drei holzverschalte Kuben gliedern den sonst völlig offenen Grundriss des großzügigen Gastraums mit Lounge- statt Hüttencharakter.
Mitten zwischen durchschnittlicher neuer Dorfarchitektur findet sich dieses ungewöhnliche Wohnhaus. Es besteht aus zwei Teilen: zum einen aus Teilen eines 300 Jahre alten Bauernhauses, in dem die Familie des Architekten und Bauherrn seit vielen Generationen lebt, und zum anderen aus dem neuen Anbau, der sich unter schweren Baumstämmen duckt. Die Idee, unter gelagerten Baumstämmen zu wohnen, ist dem Architekten schon als Kind beim Spielen im Wald gekommen und er hat sie konsequent umgesetzt. Die aufgestapelten, unbehandelten Stämme verbergen darunter keine düsteren Wohnräume, sondern verglaste Wände und Öffnungen, die ein raffiniertes Lichtspiel im Inneren inszenieren. Dazu kommen viele Materialien, vom groben Beton mit Glassplittern bis zur Edelstahl-Hochglanz-Küche. Und sehr viel fantasievolles Design aus der Hand des Architekten.
Das Freizeitbad mit seinem freien Ausblick bezieht die umliegende Berglandschaft mit ein, was eine zusätzliche Attraktion für die Besucher ist. Die Zugangsseite wirkt durch die Mauerscheibe des Obergeschosses zwar auf den ersten Blick geschlossen, aber durch den herausgehobenen gläsernen Eingangsbereich und die langen horizontalen Fensterbänder im Erdgeschoss ergeben sich auch hier einladende Einblicke von außen in das Bad. Ansonsten ist der Bau von raumhohen Glasfassaden umgeben, die sich zum Außenschwimmbecken und zur Aussicht großzügig öffnen. Durch einen Dacheinschnitt wurde im Obergeschoß eine vor Einsicht geschützte Dachterrasse für die Sauna geschaffen, die ebenfalls den Blick in die Weite ermöglicht. Die Holzdecken im Inneren verleihen den tagsüber lichtdurchfluteten Räumen vor allem abends bei Kunstbeleuchtung ein warmes Licht mit guter Atmosphäre.
Das Messner Mountain Museum Ortles in Sulden widmet sich den Themen Eis und Gletscher. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Südtirols bedeutendstes Bergmassiv: der Ortler. Mit dem Architekten Arnold Gapp hat Reinhold Messner ein einzigartiges Museum geschaffen, das MMM Ortles ist in einem eigens dafür entworfenen Neubau untergebracht. Der Vinschger Architekt hat den Großteil des Museums in einen kleinen Hügel hineingeschoben. Der Eingang wurde in eine Natursteinmauer integriert. Die gefalteten Wände aus Sichtbeton sind Eiskristallen und Eishöhlen nachempfunden. Zu sehen ist die weltweit größte Sammlung von Ortler-Bildern sowie Eisgeräte aus zwei Jahrhunderten. Das Licht fällt durch ein gezacktes Fensterband auf die Exponate hinab und erinnert an eine Gletscherspalte. An einer Stelle des Museums ist die schneebedeckte Spitze des Ortlers zu sehen – eingerahmt von einem Fenster wird sie effektvoll in die Ausstellung „gehängt“.
Die alte Ifinger Seilbahn aus den 1960er-Jahren wurde 2010 in nur 10 Monaten durch eine neue Konstruktion zwischen Meran/Naif (750 m ü. M.) und Meran 2000 (1960 m ü. M) ersetzt. Zwei Kabinen für 120 Personen erreichen jetzt die Bergstation in nur sechs Minuten. Dort ist die Seilbahntechnik der Firma Doppelmayr in einem großen Kubus untergebracht, der mit seiner roten, leicht wirkenden Lochblechverkleidung eine weithin sichtbare Landmarke bildet, die über den weißen Terrassen des Ankunftsbereiches zu schweben scheint. Mit wenigen Materialien – Stahl, Glas und hellem Beton – ist hier alles von transparenter Leichtigkeit für Ausblicke in die grandiose Berglandschaft. Tal- und Bergstation sind eine mehrfach prämierte Alternative zu den sonst üblichen Anlagen. Sie vereinen Technik, Funktion und Gestalt in zeitloser Architektur.
Im Gewerbegebiet von Glurns ragt der 13 Meter hohe Kubus der Puni-Destillerie wie eine Kasbah aus fremder Welt heraus – eine symbolhafte Landmarke. Es war die geniale Idee des Architekten, die gesamte Technik sowie alle Verkaufs- und Nebenräume in einem Würfel aus Ziegelsteinen unterzubringen, der nach dem System der alten, luftdurchlässigen Ziegelwände bäuerlicher Stadel konstruiert wurde. So wirkt das Mauerwerk sowohl von außen und als auch von innen transparent und setzt sich im Untergeschoss, wo sich der blitzblanke Gärkessel und der Brennkolben befinden, als massive Gewölbekonstruktion fort. Eine überzeugende Einheitlichkeit der Materialwahl, die auf die Klarheit der Produkte aus dieser Destillerie – der ersten für Whisky in Italien – hinweist. Alle Details mit Glas und Stahl sind ebenso qualitätvoll entwickelt worden wie die Ziegelkonstruktion.
Auf 2.096 Metern über dem Meeresspiegel und mitten im UNESCO Welterbe Dolomiten liegt die neu errichtete Berghütte Oberholz. Sie wurde aus umweltfreundlichen Materialien gebaut und fügt sich nicht nur perfekt in die Landschaft ein, sondern spielt sogar mit ihr. Wie ein gefällter Baum, aus dessen Stamm drei Äste wachsen, liegt die Struktur auf einer Anhöhe, wobei jeder dieser Äste zu je einem der drei wichtigsten Berge der Gegend zeigt: zur Mendel, zum Schwarzhorn und zum Weißhorn. Die drei Baukörper mit dem typischen Satteldach bilden stubenartige Nischen mit intimer Atmosphäre. Dort sind die Tische des Restaurants untergebracht. Die drei Bereiche sind durch großflächige Schaufenster abgeschlossen, die den Blick auf die Berge freigeben. Die gesamte Struktur besteht aus Portalen aus Fichtenholz, die im Innenbereich sichtbar sind und so die gekrümmte Geometrie des Gebäudes noch betonen. Der Abstand zwischen den Portalen variiert, wobei der leere Zwischenraum mit Paneelen aus Fichtenholz ausgekleidet ist. Die gesamte Fassade besteht aus Lärchenholz.
Auf einer Meereshöhe von 3.026 Metern, unmittelbar an der Staatsgrenze zu Österreich liegt die neu aufgebaute Schwarzensteinhütte. Sie ist nach der Edelrauthütte in Lappach die zweite Schutzhütte, die im Tauferer Ahrntal von Grund auf neu erbaut wurde.
Ein architektonisches Highlight mit lohnendem Ausblick auf die stolzen Gipfel und Bergketten des Naturparks Rieserferner-Ahrn, der Zillertaler Alpen, der Hohen Tauern und sogar der Marmolada…
Die Hütte ist erstklassiger Ausgangspunkt für unvergessliche Besteigungen der umliegenden Dreitausender.
-> 50 Schlafplätze
-> Trockner
-> Duschen
Für die im Winter gesperrte kühne Alpenstraße, mit dem Übergang am Timmelsjoch nach Österreich, wurden unter dem Namen „Die Timmelsjoch Erfahrung“ fünf markante Architektur-Skulpturen konzipiert, die jeweils ein Thema dieser Verkehrsverbindung aufnehmen. Die Stationen bestehen aus einer Art „Kapelle“ auf dem Timmelsjoch, bereits auf österreichischer Seite, mit dem weit herausragenden Steg ins „Nichts“, aus dem quadratischen Gehäuse für die Schmuggler, aus der geradezu halsbrecherisch wirkenden Auskragung des Passmuseums, aus den zwei riesigen Fenstern des „Fernrohrs“ zur Berglandschaft, die alle in Beton unterschiedlicher Einfärbung ausgeführt sind, sowie aus der Stahlkonstruktion „Granat“ der als Anklang an geologische Formationen einen Schauraum umhüllt. Wie Architektur ihre Umgebung aufwerten kann, zeigen diese gebauten Skulpturen eindrucksvoll.