Wir sitzen im Schatten, die Steinmauern von Schloss Sigmundskron umschließen uns, Ruhe und Stille kehrt in uns ein. Im Stein versteckt, manchmal offen exponiert, sehe ich sakrale Figuren und lese Zitatpassagen. Obwohl die Autobahn direkt an der ältesten Burg Südtirols vorbeiführt, höre ich hier nur Vogelgezwitscher, Stimmen der Museumsbesucher und Hubschrauber, die am nahen Bozner Krankenhaus absetzen. Unter seinem dichten grau-weißen Haar blitzen blaue Augen auf. Wenn Reinhold Messner erzählt, holt er aus. Es gibt viel zu sagen, viele Erfahrungen zu teilen. Politisch äußert er sich immer, er will sich einmischen, aufrufen. Er will, dass wir innehalten und nachdenken. Er diskutiert gerne, er weiß viel, am Liebsten aber ist ihm aber das Tun.
Bergbauer ist seine Berufsbezeichnung. Seit 30 Jahren steht das so in seinem Personalausweis. In einem kleinen, abgelegenen Tal in Südtirol, im Villnösstal, wird Reinhold Messner als Sohn des Dorflehrers groß. Dass die Bauern dort das Sagen hatten, das fasziniert ihn. „Jeder Bauernhof“, so drückt Messner es im Buch "Selbstversorger & Bergbauer" aus, „war ein Staat im Staat, das Sagen hatte der Bauer.“ Ob er deshalb Schloss Juval gekauft habe, frage ich mich. Um endlich ganz Bauer sein zu können?
Bei der Fahrt hierher nach Firmian dachte ich mir: 'Zuerst Bergsteiger, jetzt Bergbauer." Ihr Zuhause, Herr Messner, ist seit jeher die Natur, der Berg?
Ich definiere mich mittlerweile in meinem Zustand mehr als Bergbauer denn als Bergsteiger. Ich lebe zwar das Bauernsein nicht mit den alltäglichen Arbeiten. Also ich hacke nicht mehr Holz, dafür fehlt mir die Zeit und ich werde älter. Aber mein Zustand ist der eines Bauern. Ich bin und war immer verbunden mit der bäuerlichen Welt und ich mache mir große Gedanken über die Bergbauern in Südtirol. Die Thematik um den Milchpreis beschäftigt mich sehr. Wenn der Milchpreis unter 0,40 Euro pro Liter runtergeht, können die Bauern in Südtirol nicht mehr auf ihren Höfen bleiben.
Sie sagen es immer wieder: Die Bauern sind essentiell für das Land – für jedes Land.
Absolut. Unsere gepflegte, bearbeitete Kulturlandschaft ist wesentlich für Südtirol. Sie ist entscheidend für das Südtiroler Flair. Die Besiedelung der Berge in Südtirol hat einen großen Schatz geliefert und diesen Schatz gilt es zu erhalten, egal wie. Die Bauern müssen arbeiten können, dabei müssen sie unterstützt werden. Es macht keinen Unterschied, ob auf dem Kronplatz eine Piste reingeschlagen wird oder ob der Bauer sein Holz schlägt, um es dann, wie in den letzten 100 Jahren, zu verkaufen. Es ist immer eine Nutzung der Kulturfläche. Hier von Zerstörung von Wildnis zu sprechen ist einfach falsch.
Juval ist magisch, erkundet hab ich das Schloss vor einigen Jahren mit meinen Kindern. Die Masken, die Fresken, die alten Mauern - rundherum Natur pur - ein perfekter Mix. Den Mann, der hinter all dem steckt, wollte ich schon immer einmal treffen. Seine Tochter Magdalena habe ich gerade kennengelernt, ihr Büro hat sie fürs Fotoshooting kurz verlassen. Jetzt sitze ich mit Reinhold Messner am Tisch. Was mich interessiert: Kam Juval zu ihm, oder er zu Juval. Ich möchte wissen, wie die beiden sich getroffen haben.