Eine Stätte voller Geschichten und Geschichte
Vom militärischen Bollwerk zum Ort der Kunst und Kultur
Wer von Norden über den Brenner anreist, kommt irgendwann an dieser schmalen Talpassage vor Brixen vorbei. Dort dominiert die Festung Franzensfeste und der grün schimmernde Stausee das Bild. Gebaut zwischen 1833 und 1838 unter Kaiser Franz I. von Österreich, war sie eine der sichersten Festungen des Alpenraums ihrer Zeit - zum Zweck errichtet, die Achse zwischen Süddeutschland und Oberitalien im Habsburgerreich zu sichern.
65.000 Quadratmeter Fläche machen die Franzenfeste zur größten historischen Anlage in Südtirol. Neben geschätzten 20 Millionen Ziegeln und 250.000 Kubikmetern Granit wurden viele Tonnen Holz, Sand und Kalk verbaut. Die Anpassung an das Gelände, die Feuerfronten, bombensicheren Geschützstellungen, ein Labyrinth aus Tunneln und Gängen, sprechen für das planerische Meisterwerk. Ihre strategische Bedeutung hat die Festung zum Zeitpunkt der Fertigstellung bereits verloren. Nie kam es zur Auseinandersetzung mit dem Feind; hin und wieder wurden Kompanien einquartiert, die aber nur auf einen Einsatz im Süden warten. Schließlich diente die Festung bis 2003 hauptsächlich als Waffen- und Munitionslager für das italienische Militär.
Seit 2005 ist die Festung für Besichtigungen offen. Sie war auch Austragungsort für die Kunstbiennale Manifesta, seither bieten die alten Gewölbe temporären Kunst-Ausstellungen ein Zuhause. In der Dauerausstellung der Franzensfeste wird die faszinierende Geschichte dieses Baus erzählt, darunter auch jene über den sagenhaften Goldschatz der italienischen Nationalbank, der hier während des Zweiten Weltkrieges versteckt war.