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Der Geschichte(n)-Erzähler

Winzer Christof Tiefenbrunner führt mit seiner Familie eines der ältesten Weingüter Südtirols. Die Erinnerung an seine Vorfahren ist wie eine Zeitreise durch Südtirols Weingeschichte.

Ein kleines Tabakfeld als Initialzündung für einen großen Wein – es ist eine der vielen Geschichten, die Christof Tiefenbrunner während des Rundganges durch seine Rebanlage in Unterfennberg erzählt.

Vom Tabak zum Wein

Hier oben auf 1.000 Metern Meereshöhe, wo die Straße abrupt endet und die Abendsonne ein wildromantisches Licht auf den familieneigenen Hofstatt-Hof wirft, hier hatte sein Vater, Winzer Herbert Tiefenbrunner, Anfang der 1970er-Jahre eine Idee. „Er wusste, dass an diesem Hang früher Tabak angebaut worden war und dachte sich: Wenn hier Tabak wächst, muss auch der Wein gut gedeihen.“ 1973 schenkte Herbert Tiefenbrunner seinen Freunden tatsächlich das erste Glas Müller-Thurgau auf. Sie waren begeistert und benannten den edlen Tropfen nach einem Ahnen der Familie. Der „Feldmarschall von Fenner“ ist nach wie vor DAS Aushängeschild des Weingutes Tiefenbrunner, zu dem heute etwa 28 Hektar Reben zählen. Deren Trauben und jene von etwa 55 Hektar ausgesuchter Lagen weiterer Bauern verarbeitet Tiefenbrunners Schlosskellerei Turmhof in Entiklar zu Qualitätsweinen.

Der Zeit voraus

Entiklar ist ein 150-Seelen-Dörfchen, das sich in die Hanglagen bei Kurtatsch schmiegt. Im Turmhof, einem prächtigen Ansitz, wohnt und arbeitet Christof Tiefenbrunner mit seiner Familie. Seinem 2007 verstorbenen Vater ist er tief verbunden, aber auch den vorangegangenen Generationen zollt er größten Respekt. Er erzählt von der Gründung des Weinguts im Jahr 1848, und von seinem Ururgroßvater Johann, einem ebenso geschäftstüchtigen wie kreativen Zeitgenossen. Der ließ schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Großteil seines Weins mit dem Zug über den Brenner transportieren, wo ihm die Innsbrucker Gastwirte gutes Geld dafür bezahlten.

Von Kunst und Wasserkraft

Johanns künstlerische Ader floss indessen in einen zauberhaften Schlosspark, den er am Turmhof anlegte. Auch der Urgroßvater des heutigen Hausherrn war ein weitsichtiger Mensch. 1910 baute er für die Kellerei ein eigenes Wasserkraftwerk, das bis heute die Energie für den gesamten Betrieb liefert und 2001 durch ein zweites ergänzt wurde.

Von Tradition und Moderne

Tradition und Moderne – wie im Weinshop und im Bistro des Hauses treffen Alt und Neu auch in den Kellern des Turmhofs aufeinander. Eine steile Treppe führt hinunter in einen rund 400 Jahre alten Raum. Der sieht vielleicht aus wie ein Verlies, wird aber bis heute als Keller genutzt, weil er eine konstante Raumtemperatur von 10 Grad Celsius aufweist. Das Kontrastprogramm dazu: der neue Rotweinkeller mit mächtigen Betonfässern und Computersteuerung für jeden Arbeitsschritt.

Von Dankbarkeit und Glück

Ist Tradition verpflichtend?
Tradition trägt das Bestehende weiter. Insofern ist sie auch verpflichtend. Die Tradition meiner Vorfahren weiterzuführen, empfinde ich aber als Privileg. Tradition schränkt manchmal auch ein.

Was empfindest du gegenüber deinen Vorfahren?
Dankbarkeit, in einem so einzigartigen Ambiente aufwachsen zu dürfen. Dass nicht nur meine Frau Sabine, sondern mittlerweile auch meine Tochter Anna und mein Sohn Johannes im Betrieb mitarbeiten, die Tradition also fortsetzen, empfinde ich indessen als Glück.

Text: Edith Runer
Fotos: Armin Huber

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