Die Meraner Wandelhalle ist eine elegante Kolonnade, die – noch vor der Belle Époque – in den Jahren 1864-1866 erbaut wurde. Sie gehört zu den kulturgeschichtlich bedeutendsten Bauwerken der Stadt, denn sie zählt nicht nur zu den frühen Beispielen einer repräsentativen Kurarchitektur der Donaumonarchie, sondern ist baugeschichtlich ein Bindeglied zwischen dem klassizistischen Spätbiedermeier und dem folgenden Jugendstil mit seinen dekorativen Elementen und Malereien. Als lichtdurchfluteter Arkadengang zieht sie sich entlang der Winterpromenade an der Passer – ein luftiger Rückzugsort im Sommer, wenn der Fluss erfrischt, und ein sonniger Spazierweg in der kühlen Jahreszeit.
Bei der Bevökerung Merans stieß der Bau anfänglich auf Widerstand, doch der visionäre Bürgermeister Valentin Haller ließ sich davon nicht beirren. Er setzte sich durch. Die Wandelhalle als öffentliches Gebäude sollte Meran als Kurstadt neu definieren. Bereits 1891 wurde sie erweitert und zur offenen Bildergalerie mit Büsten und Gedenktafeln wichtiger Persönlichkeiten sowie Wandbildern, etwa von Lenhart, Complojer und Demetz, die im Laufe der Zeit entstanden und eine visuelle Homage an Südtirols Landschaften darstellen. Architektonisch beeindruckt das Ensemble durch seine filigrane Gusseisenkonstruktion, gefertigt von der renommierten Wiener Firma Griedel, die noch vor Wagners Stadtbahn oder der Pariser Métro entstand. Insgesamt misst die Halle fast 100 Meter und bietet zahlreichen Besuchern Platz zur Einkehr, zum Flanieren oder für Konzerte.
Einst war die Wandelhalle der Treffpunkt der sogenannten „Molkekur-Gäste“ – frühmorgens flanierten sie auf nüchternem Magen in der frischen Luft und ließen die Natur auf sich wirken, manchmal gab es auch ein Kurkonzert. Heute ist die Wandelhalle ein Treffpunkt für jung und alt: Morgens sitzen Gäste im Café mit Blick auf die Passer, samstags zieht ein Flohmarkt Kreative und Schnäppchenjäger an. Auch Freiluftkonzerte und Kulturevents finden regelmäßig statt, so wie einst die klassischen Kurkonzerte der Belle Époque. Für das gehobene Kulturpublikum hat die Wandelhalle einen ganz besonderen Reiz: die historische Atmosphäre, Panoramablicke und Zugang zur Flusslandschaft sowie spielerischer Kunstgenuss unter freiem Himmel sind hier vereint. Beliebt ist die Wandelhalle auch als Startpunkt für Spaziergänge entlang der Kurpromenade, vorbei an Jugendstilvillen, dem Kurhaus und bis zur Tappeiner Promenade oder dem Steinernen Steg.