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Meister des Unsichtbaren

Er mag Tiere und die Natur, malt gerne und spielt Geige. Lange Zeit wusste Johannes Stötter nicht, wie er seine Talente und Leidenschaften vereinen soll. Geht es Ihnen auch so?

Neugierig – so würde ich mich beschreiben, als ich mir das erste Mal ein Video von Bodypainter Johannes Stötter ansehe. Doch bald schon staune ich. Egal, welches seiner Videos ich mir ansehe, das mit einem Chamäleon, Wolf oder Fisch, die anfangs reglosen Bilder lösen sich nach wenigen Sekunden auf – in unterschiedlich viele Menschenkörper, alle bunt bemalt. Wie schafft es Johannes bloß, dass dieser Übergang vom Tier zum Mensch in seinen Werken schier perfekt wirkt?

„Du musst ganz genau hinsehen, dann siehst du das Besondere meiner Kunstwerke“, erzählt mir Johannes einen Tag später, als wir uns aufmachen, hoch hinauf ins Ridnauntal, seiner Heimat, wo er eine neue Idee umsetzten möchte.

Anfangs war die Musik

Johannes' einstige Leidenschaft bestand aus Noten und Tönen. Was er damit machen wollte, wusste er lange Zeit nicht. Die Musik würde ich als ein Puzzleteil seines Lebens beschreiben. Er wuchs in einer Musikerfamilie mit drei Brüdern und einer Schwester auf und spielte während seiner Studienzeit Geige in einer Band. Das Studium schloss er ab, werden wollte er aber Musiker. Oder ein erfolgreicher Künstler. „Ich möchte nicht, dass die Leute meine Werke ansehen, nicken und anschließend nie wieder daran denken“, erzählt er. Doch mit seiner Kunst bekannt zu werden war ein schwieriger Plan. Bis er über die Musik eine neue Art von Kunst für sich entdeckte. Es war Liebe auf den ersten Pinselstrich.

Nackte Leinwand

Ein CD-Cover veränderte Johannes' Kunst entscheidend. Und gleichzeitig sein Leben. Für eine befreundete Band setzte der damals 22-Jährige eine Idee um, die er bereits einige Jahre zuvor hatte. Er malte das CD-Cover für ihr Album. Farben hatte er, Pinsel auch – nur eines änderte er erstmals: Er tauschte die übliche Leinwand gegen nackte Körper aus. Und zwar jene der Bandmitglieder. Er begann sie zu bemalen, bis sie eins wurden mit dem Hintergrund. Mit dem Ergebnis war er zufrieden. Es war ein weiteres Puzzleteil seines Lebens.

Natur spielt die Hauptrolle

„Früher kam mir häufig vor, als würden Körper in der Umgebung teilweise verschwinden. Ich wollte sie dann ganz verschwinden lassen“, erklärt er seinen Drang, das Camouflage-Bodypainting selbst ausprobieren. Nun sitze ich mitten im Gras vor einem Bergsee, in einigen Metern Abstand zu Johannes, beobachte ihn und indirekt auch das nackte Model. Zitternd steht es vor ihm. Es ist kalt. Auf der anderen Seite des Sees liegt noch Schnee. Der Wind bläst durch meinen Pullover und durch Johannes' Haar, das trotz eines weißen Bandes zerzaust ist. Neben ihm liegen seine Farben. Die Pinsel hat er geordnet ins Gras gesteckt, das Bemalen muss schließlich schnell gehen. Er bewegt sich zum Model hin, zieht einige Striche über ihre Brust, macht anschließend wieder einige Schritte zurück. Strich für Strich gleicht er das Model der Natur an. Ja, die Natur – das ist eine weitere seiner Leidenschaften, wie er erzählt.

Der Entstehungsprozess

Pfoten, Besonderheiten des Fells, Muskelstränge – bereits als Kind kannte Johannes sämtliche Merkmale von Tieren. Nur so. Tiere gefielen ihm immer schon. Dass es ein weiteres Puzzleteil seines Lebens und seiner Arbeit sein würde, wusste er damals noch nicht. Heute kommt ihm diese Kenntnis beim Bodypainting zu Gute: „Man muss wissen, wie ein Tier anatomisch aussieht, um es anschließend malen zu können.“ Vom Wissen bis zum fertigen Bodypaint ist es ein langer Weg.

Das Gesamtwerk

Reglos steht das Model da, immer noch leicht zitternd. Mit farbverschmierten Händen greift Johannes zur Kamera. Es muss rasch gehen. Bis die nächste Wolke aufzieht und sich die Reflexion des Wassers ändert sind es nur wenige Minuten. Und dann höre ich ein leises „klick“.

Das Model ist eins geworden mit dem atemberaubenden Panorama. Johannes hatte wohl Recht: Um das Besondere zu sehen, muss man genau hinschauen. „Mein aktueller Beruf vereint alles, was ich mir vom Leben vorgestellt habe“, bestätigt er mir und wirkt dabei zufrieden. Er, der anfangs nicht wusste, was mit seinen Leidenschaften und Talenten anzufangen, merkt nun, dass sich sein Leben Stück für Stück zu einem großen Gesamtwerk zusammensetzt. Es ist wie ein buntes Puzzle, das vielleicht eines Tages so perfekt wie seine Kunst zusammenpasst – bei der man nicht mehr sieht, wo der Mensch aufhört und die Natur beginnt.

   

Text: Katja Schroffenegger
Fotos: Manuel Kottersteger und Johannes Stötter/ WB Production
Video: Miramonte Film – Andreas Pichler
Jahr der Veröffentlichung: 2017 - Was uns bewegt

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